Im November 1996 war als Teil eines »Abkommens über Wissensaustausch« zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich beschlossen worden, dass Barnaby ein zweitägiges Seminar für die vielversprechendsten amerikanischen Offiziere über verdeckte Vorstöße auf fremdes Territorium geben sollte. Als Gegenleistung würden die Vereinigten Staaten die britischen Artillerieeinheiten im Gebrauch der mobilen Patriot II-Raketen- Batterien unterweisen. Einer der Offiziere, der für die Teilnahme an Trevor Barnabys Seminar ausgewählt wurde, war Lieutenant Shane M. Schofield, USMC, gewesen.
Barnaby hatte einen anmaßenden, kontrastreichen Lehrstil gehabt, der Schofield gefallen hatte - eine Serie rasch abgefeuerter Fragen und Antworten, die auf eine simple, logische Weise fortgeschritten waren.
»In jeder Schlacht«, hatte Barnaby gesagt, »sei es in einem Weltkrieg oder in einer isolierten Auseinandersetzung zweier Einheiten, ist die erste Frage, die Sie sich regelmäßig zu stellen haben, die folgende: Was ist das Ziel Ihres Gegners? Was will er? Ehe Sie nicht die Antwort auf diese Frage kennen, werden Sie nie imstande sein, sich die zweite Frage zu stellen: Wie wird er es erreichen?
Und ich werde Ihnen gleich sagen, meine Damen und Herren, dass die zweite Frage bei weitem wichtiger für Sie ist als die erste. Weshalb? Weil das, was er will, insofern unbedeutend ist, als es die Strategie betrifft. Was er will, ist ein Objekt, nichts weiter. Die weltweite Ausbreitung des Kommunismus. Eine strategische Ausgangsposition auf fremdem Territorium. Die Bundeslade. Wen interessiert das? Es zu wissen bedeutet gar nichts an und für sich. Wie er plant, es zu erhalten, bedeutet andererseits alles. Weil es da um Aktion geht. Und Aktion lässt sich aufhalten.
Sobald Sie also diese zweite Frage beantwortet haben, können Sie mit Frage Nummer 3 fortfahren: Was unternehmen Sie, um ihn aufzuhalten?«
Als er über Kommando und Anführerschaft gesprochen hatte, hatte Barnaby wiederholt die Notwendigkeit für kühle Vernunft betont. Ein zorniger Kommandeur, der unter dem Einfluss von Wut oder Enttäuschung handelt, wird seine Einheit fast absolut sicher in den Tod führen.
»Als Anführer«, hatte Barnaby gesagt, »können Sie es sich einfach nicht leisten, wütend oder durcheinander zu sein.«
In der Erkenntnis, dass kein kommandierender Offizier immun gegenüber Gefühlen der Angst oder der Enttäuschung war, hatte Barnaby eine taktische Analyse in drei Schritten vorgestellt, die von solchen Gefühlen ablenken sollte. »Wann immer Sie Gefühlen des Zorns unterliegen, gehen Sie die dreistufige Analyse durch. Lenken Sie sich vom Ärger ab und richten Sie ihn gegen die Arbeit, die gerade zu erledigen ist. Bald werden Sie vergessen haben, was Sie so verärgert hat, und anfangen, das zu tun, wofür Sie bezahlt werden.«
Und als er dort in der Tür auf Deck C stand, in der eiskalten, eisbedeckten Welt der Eisstation Wilkes, konnte Shane Schofield Trevor Barnaby fast in seinem Kopf sprechen hören.
Dann also gut.
Was ist ihr Ziel?
Sie möchten das Raumschiff.
Wie wollen sie es bekommen?
Sie werden jeden hier töten, das Raumschiff ausgraben und irgendwie vom Kontinent verschwinden, ehe sonst wer von seiner Existenz erfährt.
Na schön. Aber bei dieser Analyse gab es ein Problem. Worin bestand es...?
Schofield dachte einen Augenblick lang nach. Und dann traf es ihn wie ein Schlag.
Die Franzosen waren rasch eingetroffen.
In der Tat so rasch, dass sie hier in Wilkes eingetroffen waren, bevor die Vereinigten Staaten in der Lage gewesen waren, ein eigenes Team herzubringen. Was bedeutete, dass sie Wilkes sehr nahe gewesen waren, als der Notruf hinausging.
Schofield hielt inne.
Französische Soldaten waren auf d'Urville gewesen, als Abby Sinclairs Signal gesendet wurde.
Aber einen Notruf hätte niemand erwarten können. Es war ein Notfall, ein jähes Ereignis.
Und das war das Problem bei seiner Analyse.
Ein Bild begann sich in Schofields Bewusstsein zu formen: Sie hatten eine Gelegenheit erkannt und sich dazu entschlossen, sie beim Schöpf zu packen...
Die Franzosen hatten ihre Einheiten auf Dumont d'Urville gehabt, weil sie vielleicht irgendeine Übung abgehalten hatten. Arktische Kriegsführung oder dergleichen.
Und dann war der Notruf von Wilkes aufgefangen worden. Und den Franzosen war aufgegangen, dass sie eine ihrer militärischen Eliteeinheiten innerhalb von achthundert Kilometern vor der Entdeckung eines extraterrestrischen Raumschiffs liegen hatten.
Die möglichen Gewinne lagen klar auf der Hand: technologische Fortschritte durch das Studium des Antriebs-Systems, der Bauweise der äußeren Hülle. Vielleicht sogar Waffen.
Eine Gelegenheit, die man nicht verstreichen lassen sollte.
Und die Perfektion des Plans bestand darin, dass die amerikanische Regierung, sollte es den Franzosen in der Tat gelingen, das Raumschiff von der Eisstation Wilkes zu holen, realistisch gesehen kaum bei der UN oder der französischen Regierung vorstellig werden und sich beklagen könnte, dass Frankreich ein außerirdisches Raumschiff aus amerikanischer Obhut gestohlen habe. Man kann sich wohl kaum beschweren, wenn einem etwas, das man ursprünglich gar nicht haben sollte, gestohlen wird.
Aber die französischen Befehlshaber sahen sich zwei Problemen gegenüber.
Erstens: die amerikanischen Wissenschaftler auf Wilkes. Sie wären zu eliminieren. Es durfte keine Zeugen geben.
Das zweite Problem war schlimmer: Es war fast gewiss, dass die Vereinigten Staaten zum Schutz eine Aufklärungseinheit nach Wilkes entsenden würden. Also tickte die Uhr. Den Franzosen war in der Tat aufgegangen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach US- amerikanische Truppen in Wilkes eintreffen würden, ehe sie das Raumschiff vom Kontinent herunterbekämen.
Was mithin auf einen Schlagabtausch hinausliefe.
Aber die Franzosen waren zufällig hier. Sie hatten weder die Zeit noch die Ressourcen, einen Überfall gegen Wilkes in voller Stärke zu führen. Es war eine kleine Einheit, die sich mit der Möglichkeit konfrontiert sah, dass die USA mit einer Streitmacht auf der Bildfläche erscheinen würden, die stärker als die französische wäre, ehe ihnen die Flucht mit dem Raumschiff gelänge.
Sie benötigten einen Plan.
Und daher gaben sie vor, Wissenschaftler zu sein, besorgte Nachbarn. Wahrscheinlich in der Absicht, das Vertrauen der Marines zu gewinnen und sie dann zu töten, während diese ihnen den Rücken zukehrten. Diese Strategie war für eine vorübergehende Streitmacht von unterlegener Stärke so gut wie jede andere.
Wobei eine weitere Frage blieb: Wie wollten sie das Raumschiff von der Antarktis herunterbringen?
Schofield entschied, dass diese Frage warten konnte. Besser, die gegenwärtige Auseinandersetzung anzugehen. Also fragen wir erneut:
Was ist ihr Ziel?
Uns sowie die Wissenschaftler hier auf Wilkes zu eliminieren.
Wie werden sie das anstellen?
Das weiß ich nicht.
Wie würdest du das anstellen?
Schofield dachte darüber nach. Ich würde wahrscheinlich versuchen, uns alle an einem Ort zusammenzutreiben. Das wäre wesentlich effizienter als der Versuch, die ganze Station nach uns abzusuchen und uns einen nach dem anderen...
»Granate!«, schrie Gant.
Schofield wurde in die Gegenwart zurückgerissen, als er sah, wie eine kleine schwarze Granate über das Geländer des Decks A segelte und in hohem Bogen auf ihn zuflog. Sechs gleichartige Granaten kamen vom Deck A herabgesegelt und fielen in die drei Eistunnel, die zum Deck B abzweigten.
»Weg hier!«, sagte Schofield rasch zu Gant, als er hinter die Tür sprang und sie zuschlug.
Als er und Gant zum anderen Ende des Raums zurückwichen, hörten sie die Granate gegen die Außenseite der dicken Holztür prallen.
Klonk, klonk.
Und dann explodierte die Granate. Weiße Splitter schössen von der Innenseite der Tür davon, deren Stelle im Nu die Spitzen von einem Hundert gezackter Metallsplitter einnahmen.
Verblüfft blickte Schofield zur Tür.
Die ganze Tür war vom Boden bis zur Decke übersät mit winzigen Vorsprüngen. Was einstmals eine glatte hölzerne Oberfläche gewesen war, sah jetzt aus wie eine Art finsterer mittelalterlicher Folterapparat. Das ganze Ding war bedeckt mit scharfen, spitzen Metallteilen, denen es beinahe gelungen wäre, die dicke Holztür zu durchschlagen.
Andere, ähnliche Explosionen ertönten von der Ebene über Schofield und Gant. Beide sahen auf.
Deck B, dachte Schofield.
Wahrscheinlich würde ich uns alle an einem Ort zusammentreiben,
»O nein«, sagte Schofield laut.
»Was?«, fragte Gant.
Doch Schofield gab keine Antwort. Stattdessen riss er rasch die zerstörte Tür auf und blickte hinaus in den Zentralschacht der Eisstation.
Sofort knallte ein Geschoss in den eisbedeckten Holzrahmen gleich neben seinem Kopf. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, sie zu sehen.
Oben auf Deck A standen fünf der französischen Soldaten und legten ein Sperrfeuer über die ganze Station.
Es war eine Absicherung.
Eine Absicherung für die anderen fünf Soldaten, die sich gerade im Augenblick von Deck A nach Deck B abseilten. Es war eine kurze, kontrollierte Tour und in einer Sekunde waren die fünf Soldaten auf dem Laufsteg von Deck B und rannten, die Gewehre gehoben, auf die Tunnel zu.
Bei ihrem Anblick wurde Schofield etwas klar und ihm wurde fast schlecht dabei. Die meisten seiner Marines waren auf Deck B. Sie hatten sich dorthin zurückgezogen, nachdem das zweite französische Team durch den Haupteingang der Station gestürmt war.
Und da war noch etwas.
Deck B war der hauptsächliche Lebensbereich der Eisstation Wilkes. Und Schofield hatte die amerikanischen Wissenschaftler persönlich in ihre Quartiere zurückgeschickt, während er und sein Team losgegangen waren, um das neu eingetroffene französische Hovercraft zu empfangen.
Schofield starrte entsetzt zu Deck B hinauf.
Die Franzosen hatten sie alle an einem Ort zusammengetrieben.
Auf Deck B geriet die Welt jäh aus den Fugen.
Riley und Hollywood hatten kaum ihre Runde um den Eistunnel beendet, da wurden sie mit den entsetzten Gesichtern der Bewohner der Eisstation Wilkes konfrontiert.
In dem Augenblick, da er sie sah, entsann sich Riley jäh, was Deck B war.
Der Wohnbereich.
Plötzlich riss eine Salve aus einer Maschinenpistole die Eiswand hinter ihm auf.
Gleichzeitig ertönte Schofields Stimme über Rileys Helmfunk: »An alle Einheiten, hier ist Scarecrow. Ich sehe fünf Feinde gerade im Augenblick auf dem Laufsteg von Deck B landen. Ich wiederhole, fünf feindliche Objekte. Marines, solltet ihr auf Deck E sein, haltet die Augen auf!«
Rileys Gedanken überschlugen sich. Er versuchte rasch, sich den Raumverteilungsplan von Deck B ins Gedächtnis zurückzurufen.
Als erstes fiel ihm ein, dass die Anlage von Deck B sich ein wenig von der Anlage der anderen Decks auf Wilkes unterschied. Alle anderen Decks bestanden aus vier geraden Tunnels, die sich vom Zentralschacht der Eisstation weg erstreckten und auf den kreisförmigen Außentunnel trafen. Aber aufgrund einer Anomalie der Felsformation im Eis besaß Deck B keinen Südtunnel.
Es hatte lediglich drei gerade Tunnel, was bedeutete, dass der äußere Tunnel keinen vollständigen Kreis bildete, wie es auf jedem anderen Deck der Fall war. Das Ergebnis war eine Sackgasse am südlichsten Punkt des äußeren Kreises. Riley erinnerte sich daran, die Sackgasse zuvor schon gesehen zu haben: In ihr befand sich das Zimmer, worin James Renshaw gefangen gehalten wurde.
Gerade im Augenblick jedoch befanden sich Riley und Hollywood im Außentunnel, gefangen in der Biegung zwischen dem Osttunnel und dem Nordtunnel. Bei ihnen waren die Wissenschaftler von Wilkes, die offensichtlich gehört hatten, dass draußen etwas vor sich ging, die sich jedoch nicht über die unmittelbare Nachbarschaft ihrer Zimmer hinausgewagt hatten. Zwischen den entsetzten Gesichtern vor sich sah Riley ein junges Mädchen.
O Gott!
»Nimm den Schwanz«, sagte Riley zu Hollywood, womit er jenen Teil des Außentunnels meinte, der zum Nordtunnel zurückführte.
Riley selbst ging an der Gruppe von Wissenschaftlern vorüber, so dass er eine Position in Sichtweite des Osttunnels einnehmen konnte.
»Meine Damen und Herren! Könnten Sie sich bitte wieder auf Ihre Zimmer zurückbegeben?«
»Was geht hier vor?«, fragte einer der Männer wütend.
»Ihre Freunde dort oben waren in Wirklichkeit gar nicht ihre Freunde«, erwiderte Riley. »In Ihrer Station befindet sich jetzt ein Team französischer Fallschirmjäger, und die werden Sie umbringen, wenn sie Sie zu Gesicht bekommen. Also könnten Sie jetzt bitte in Ihre Zimmer zurückkehren!«
»Book! Granaten!« Hollywoods Stimme hallte den Korridor hinab.
Riley fuhr herum und sah Hollywood um die Biegung auf sich zujagen. Er erhaschte gleichfalls einen Blick auf eine Splittergranate, die fünf Meter hinter ihm in den Tunnel fiel.
»O Scheiße!« Riley wandte sich augenblicklich auf der Suche nach Deckung in die entgegengesetzte Richtung - zum zehn Meter entfernten Osttunnel.
Genau in diesem Moment sah er zwei weitere Granaten aus dem Osttunnel hereinkullern und an der Wand des Außentunnels liegen bleiben.
»Oh, das ist jetzt wirklich Scheiße'.« Rileys Augen wurden groß. Jetzt waren zu beiden Enden des Tunnels Splittergranaten.
»Hinein mit Ihnen! Sofort!«, schrie Riley den Wissenschaftlern zu, während er die nächstgelegene Tür aufwarf. »Zurück in Ihre Zimmer, auf der Stellet«
Die Wissenschaftler benötigten eine Sekunde, bis sie begriffen, was Riley meinte, aber als sie es begriffen hatten, sprangen sie sogleich auf ihre Türen zu.
Riley warf sich durch die nächstgelegene Tür und spähte hinaus, um nachzusehen, was Hollywood tat. Der junge Corporal lief um sein Leben den gebogenen Tunnel hinab auf Riley zu.
Und dann rutschte er jäh aus. Und stürzte.
Hollywood ging - täppisch, Kopf voran - auf dem eisbedeckten Boden des Tunnels zu Boden.
Riley sah hilflos zu, als Hollywood verzweifelt aufstehen wollte und dabei ängstlich zu der Splittergranate im Tunnel hinter sich zurückschaute.
Vielleicht noch zwei Sekunden.
Und in diesem Augenblick spürte Riley, wie sich ihm der Magen zusammenzog.
Hollywood würde es nicht schaffen.
Gleich vor Hollywood - in der einzigen Tür, die er möglicherweise rechtzeitig erreichen könnte - versuchten zwei Wissenschaftler verzweifelt, in denselben Raum zu gelangen. Einer schob den anderen von hinten, um ihn ins Innere zu befördern.
Buck Riley sah entsetzt, wie Hollywood zu den beiden Wissenschaftlern aufblickte und merkte, dass er keine Chance hatte, in diesen Raum zu kommen. Darauf schwang sich Hollywood herum, um einen Blick auf die Splittergranate zu werfen, die sich zehn Meter entfernt in dem gebogenen Korridor hinter ihm befand.
Eine letzte, verzweifelte Wendung und Hollywoods Augen begegneten den Augen Rileys. Augen, die weiß waren vor Furcht. Die Augen eines Mannes, der wusste, dass er sterben würde.
Er konnte nirgendwohin. Überhaupt nirgendwohin.
Und dann, mit donnergleicher Intensität, ließen die drei Granaten - eine vom Nordtunnel, zwei vom Osten - ihrem Zorn freien Lauf und Riley duckte sich hinter seine Tür und sah eintausend glitzernde Metallsplitter in beiden Richtungen an sich vorübersausen.
Eine weitere Explosion ließ die Außenseite der dicken Holztür beben und eine neue Welle Metallsplitter schlug hinein.
Schofield und Gant waren im hinteren Ende des Raums auf Deck C und suchten Deckung hinter einem aufgerichteten Aluminiumtisch.
»Marines, melden!«, sagte Schofield.
Stimmen tönten über seinen Sprechfunk und Gewehrfeuer klang im Hintergrund.
»Rebound hier! Ich bin mit Legs und Mother zusammen! Wir stehen unter heftigem Beschüß im nordwestlichen Quadranten auf Deck E!«
Jäh schnitt ein Ausbruch von statischem Rauschen durch Schofields Ohrhörer. »... ist Book... wood ist gefallen. Ich bin in Quadrant...« Books Stimme brach jäh ab, das Signal war verschwunden.
»Montana hier. Santa Cruz ist bei mir. Wir sind noch immer auf Deck A, aber wir sind in die Enge getrieben.«
»Lieutenant, hier ist Snake. Ich bin draußen und nähere mich gerade dem Haupteingang.«
Kein Wort kam von Hollywood. Und Mitch Healy und Samurai Lau waren bereits tot. Schofield zählte zusammen. Wenn alle drei tot waren, so wären es jetzt nur noch neun Marines.
Schofield dachte an die Franzosen. Sie hatten mit zwölf Männern angefangen, plus die beiden zivilen Wissenschaftler. Snake hatte zuvor gesagt, dass er einen draußen getötet hatte, und Schofield persönlich hatte einen Weiteren oben umgelegt. Das bedeutete, dass die Franzosen bloß noch zehn Männer hatten - plus die beiden Zivilisten, wo immer sie sich zum Teufel aufhalten mochten.
Schofields Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Er sah die große Holztür vor sich an, die von Dutzenden aus dem Holz ragender silbriger Spitzen übersät war.
Er wandte sich an Gant. »Wir können hier nicht bleiben.«
»Die Idee ist mir eigentlich auch schon gekommen«, erwiderte Gant mit Pokerface.
Schofield fuhr herum, sah sie an, verwirrt über ihre Antwort. Gant sagte nichts weiter. Sie deutete einfach bloß über seine Schulter.
Schofield wandte sich um, und zum ersten Mal sah er sich den Raum um ihn herum wirklich an.
Er sah aus wie eine Art Kesselraum. Eloxierte schwarze Röhren bedeckten die Decke. Zwei gewaltige weiße Stahlflaschen - die auf der Seite lagen, eine über der anderen nahmen die gesamte rechte Wand des Raums ein. Jede Flasche war etwa vier Meter lang und zwei Meter hoch.
Und in der Mitte jeder Flasche befand sich ein großer, rautenförmiger Sticker. Auf dem Sticker war das Bild einer einzigen Flamme, und in großen, fett gedruckten Lettern standen die Worte darauf:
GEFAHR
BRENNBARES TREIBMITTEL
L-5
LEICHT ENTZÜNDLICH
Schofield starrte die massiven weißen Flaschen an. Sie waren offenbar mit einem Computer verbunden, der auf einem Tisch hinten in der Ecke des Raums stand. Der Computer war eingeschaltet, doch im Augenblick füllte den Bildschirm ein Sports Illustrated-Bildschirmschoner: eine vollbusige Blondine in einem unmöglich kleinen Bikini, die irgendwo provokativ an einem tropischen Strand lag.
Rasch durchquerte Schofield den Raum und stellte sich vor den Computer. Die sexy Frau auf dem Bildschirm sah ihn schmollmündig an.
»Später vielleicht«, meinte Schofield zu dem Bildschirm, als er eine Taste auf der Tastatur drückte. Sofort verschwand der Bildschirmschoner.
Er wurde von eine farbigen schematischen Diagramm der fünf Etagen der Eisstation Wilkes ersetzt. Fünf Kreise füllten den Bildschirm - drei auf der linken, zwei auf der rechten Seite. Jeder Kreis schloss den Zentralschacht der Station ein und war umgeben von einem größeren, äußeren Kreis. Der äußere Kreis war über vier gerade Tunnel mit dem Zentralschacht verbunden. Räume gab es sowohl zwischen dem äußeren Tunnel und dem Zentralschacht als auch jenseits des äußeren Tunnels. Eine Farbtabelle an der Seite des Bildschirms erklärte, dass jede Farbe eine unterschiedliche Temperatur andeutete. Die Temperatur reichte von -5,4 ° bis -1,2 "Celsius.
»Es ist die Klimaanlage«, meinte Gant und nahm eine Position an der Tür ein. »L-5 bedeutet, dass sie Fluorchlorkohlenwasserstoffe als Treibmittel benutzt. muss ziemlich altertümlich sein.«
»Warum überrascht mich das gar nicht?«, fragte Schofield, als er zur Tür hinüberging und die Klinke packte.
Er öffnete die Tür einen Spalt breit...